Dom Leonardo in Marl …

Zum Bistum gehören auch zwei Millionen, die in Dörfern längs der Flüsse oder mitten im Urwald leben. Sie fühlen sich allein gelassen. Zu einer Pfarrei gehören oft mehr als 100 Dorfgemeinden, die nur ein oder zwei Mal im Jahr von Priestern oder Ordensschwestern besucht werden können. Dom Leonardo hofft, dass bald die vielen in diesen Dörfern engagierten Frauen und Männer, die die Gemeinde zusammenhalten und Gebetsversammlungen organisieren, auch kirchenoffiziell als Gemeindeleiter*innen anerkannt werden. Dann können sie auch taufen und bei der Eheschließung assistieren. Die Dorfgemeinschaften leben aus ihren tiefen religiösen Traditionen, die von der Kirche respektiert und gefördert werden müssen.

Die indigenen Dörfer sind besonders gefährdet durch aggressive Bergbaufirmen, die den Indigenen illegal ihr Land wegnehmen und verwüsten, die Bäume fällen und die Flüsse verschmutzen, so dass die Menschen weniger Fische fangen können, von denen sie sonst lebten. Die Sorge für die Indigenen ist besonders wichtig, so der Erzbischof, weil sie sonst ihre Sprache, ihre religiöse und kulturelle Identität verlieren. Die Landkonflikte nehmen zu. Die Agrarwirtschaft drängt immer mehr in den Urwald, oft mit staatlicher Unterstützung.

Es sei wichtig, so der Erzbischof, dass viele kleine Partnerkreise wie der Brasilienkreis St. Heinrich, aber auch große kirchliche Organisationen wie Adveniat und Misereor die kirchliche Arbeit mit den Menschen in Not unterstützen, da die Kirche dort die Mittel dafür nicht aufbringen kann. Das Bistum hat über 100 Gemeinden, in denen 168 Priester und 260 Ordensschwestern arbeiten. Es gibt keinen Priester, sondern nur einen Priesteramtskandidaten aus den indigenen Völkern. Da ist noch viel zu tun. Die Bischofskonferenz ist sehr bunt. Es gibt eine kleine Gruppe, die sehr starr ist. Unter den Bischöfen und Priestern sind viele nur sakramental orientiert, nicht gesellschaftlich und politisch.

Der Brasilienkreis hat Dom Leonardo als einen sehr menschenfreundlichen, zugewandten Bischof erlebt, ohne bischöfliche Allüren. Er schob keine Fragen beiseite. Er ist offen für den synodalen Prozess, der auf die Fragen und Erwartungen der Menschen hört, auch auf die Menschen in Not, katholisch oder nicht, in der Not der Großstädte oder irgendwo versteckt im großen Urwald.

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