Projekt: Ibirité

Schon bald nach Gründung des Brasilienkreises kam es zu Kontakten mit Basisgemeinden in Armenvierteln in Ibirite, einer 160.000 Einwohner zählenden Stadt an der Peripherie von Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais. Diese Gemeinden waren von Pater Rogerio neben seiner Dozententätigkeit an der Universität aufgebaut worden, einem Studienfreund des damaligen Pfarrers der Gemeinde St. Heinrich, Dr. Ferdinand Kerstiens. Rogerio forcierte die Gründung von Bürgervereinen, in denen sich Menschen organisierten, um für eine Infrastruktur mit Versorgung von Wasser, Elektrizität und Straßen zu kämpfen.

Ein Blick über den Ortsteil Palmares in Ibirite.

Der Brasilienkreis unterstützte den Bau von Kirchen, die immer auch als Versammlungsraum der Bürgervereine dienten nach dem Grundsatz, dass die Feier des Glaubens und der Kampf um menschenwürdige Bedingungen zusammengehören. In dieser Zeit wurden Kinderkrippen gegründet, die von Frauen der Basisgemeinden und den Bürgervereinen getragen wurden. Hier konnten wir mit bescheidenen finanziellen Mitteln helfen, wobei immer auch ein Eigenanteil in Form von praktischer Bauleistung Bedingung war. Die letztlich 11 Krippen vernetzten sich, um ihre Forderungen gegenüber der Kommune zum Unterhalt der Einrichtungen nachdrücklicher durchzusetzen. Im Zentrum dieses Netzwerks steht das „Zentrum zur Befreiung der arbeitenden Frau“ (Centro de Libertacao da Mulher Trabalhadora CLMT), das 1993 gebaut worden war. Hier werden Frauen und Mütter in schwierigen Lebenslagen beraten, auch werden Weiterbildungskurse (Nähkurse, Computerkurse) für Frauen angeboten. Eine Kinderkrippe ist dem CLMT angeschlossen. Eine glückliche Fügung für uns ergab sich, als Maria Schule Eistrup dos Santos die Leitung des CLMT übernahm.

Maria ist die Entwicklungshelferin, die das Projekt in Ibirite seit 1990 begleitet hat.

Maria stammt aus Billerbeck, ist mittlerweile berentet und lebt mit ihrer Familie seither in Ibirite. Sie ist für uns die wichtige Gelenkstelle im Kontakt zu den Menschen vor Ort. Auf ihre Initiative wurde das Kinderschutzhaus (Abrigo Sao Francesco) gebaut und 2003 eingeweiht. Hier werden Kinder aus prekären Familienverhältnissen vorübergehend aufgenommen, bis sich die Verhältnisse entspannt haben oder Pflegefamilien gefunden wurden. Maria konnte 2015 für das CLMT ein großzügig angelegtes, dringend benötigtes Spielgelände fertigstellen. Jedes Jahr wiederholt sich das gleiche Ritual: Die Kommune zahlt die für die Unterhaltung der Einrichtungen notwendigen und zugesagten Gelder verspätet und gekürzt aus. Wenn auch die Menschen und Einrichtungen in Ibirite „aus dem Gröbsten heraus“ sind, begleiten und unterstützen wir weiterhin die Kinderkrippen. Durch die gegenseitigen Besuche sind viele persönlichen Kontakte, ja Freundschaften entstanden.

Wiedersehen mit den Freundinnen und Freunden beim Besuch 2017

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