Über uns

1975 wurde Dr. Ferdinand Kerstiens Pfarrer in St. Heinrich in Marl. Er brachte als Studentenpfarrer in Münster und als Mitglied des Freckenhorster Kreises viel Erfahrung mit der Kirche in Brasilien in St. Heinrich ein. 1979 besuchte er mit seinem Freund Pater Rogerio, den er von Münster her kannte und der inzwischen Professor an der Universität in Belo Horizonte war, Basisgemeinden in der Vorstadt Ibirité, die Pater Rogerio mit Bibelkursen und Gottesdiensten begleitete. Anfang 1980 gründete sich der Brasilienkreis St. Heinrich, um eine Partnerschaft mit diesen Basisgemeinden aufzubauen.

Der Leitgedanke war Partnerschaft und nicht Patenschaft. Die ersten Kontakte per Brief waren für unsere Partner mühsam und ungewohnt. 1983 und 1987 besuchten dann Mitglieder unseres Kreises die Gemeinden. Bei einer Gemeinde fanden wir die Einladung: „Heute Abend um 18.00 Uhr feiern wir mit Pater Rogerio und drei Fremden aus Deutschland Gottesdienst.“ Da kamen wir auf die irre Idee: Wir laden einfach Vertreter der Basisgemeinden nach Marl ein. 1990 war es soweit. Die Reisenden, Aparecida und Dodora, Idelbrando, Raimundo und Valdevinho wurden begleitet von Rogerio und Barbara Hees, einer deutschen Entwicklungshelferin, die das „Zentrum zur Befreiung der arbeitenden Frau“ leitete.

Dieser erste Besuch hat unsere Partnerschaft vom Kopf auf die Füße gestellt. Die Gemeinde St. Heinrich hat diese Menschen erlebt als lebendige Frauen und Männer, die trotz ihrer Armut und ihrer oft desolaten Situation ihre Hoffnung und ihr Engagement nicht aufgaben. Es ging jetzt in St. Heinrich nicht mehr um „die Armen“, sondern um Menschen mit einem Namen, mit ihrer Geschichte, ihrer Kraft. Wir fragten sie, ob sie denn nicht resignierten angesichts der gesellschaftlichen Gewalt, die sie immer wieder an den Rand drängte. Sie sagten: „Wir wissen, dass unser Kampf um mehr Leben immer neue Geduld und Kraft braucht. Aber wir haben euch als Freunde, die uns helfen. Und wir glauben doch an Kreuz und Auferstehung Jesu. Deswegen können wir immer wieder neu anfangen.“ Die Motivation des Brasilienkreises : „Wir können nicht Eucharistie feiern mit den Rücken zu den Armen“ (vgl. 1 Kor 11).

Durch diesen ersten Besuch hier wurden wir bestärkt, diese Partnerschaft bis heute immer neu zu beleben und andere Partnerschaften zu beginnen. So unterstützten wir über Jahre das Amparo Maternal, eine Entbindungsklinik für Frauen aus Armenvierteln in Sao Paulo, die Vorschule „Dom Helder Camara“ von Schwester Zefinha in einer Favela und das Straßenkinderprojekt von Demetrius in Recife, sowie die landwirtschaftliche Familienschule in Lago da Pedra im Bundesstaat Maranhao. Unsere derzeitigen Partnerschaften sind unter „unsere Projekte“ zu finden.

Die Geschichte des Brasilienkreises ist auch eine Geschichte gegenseitiger Besuche unserer Freunde hüben wie drüben. Dadurch wurde die Sache des Brasilienkreises zu einer Sache der gesamten Gemeinde St. Heinrich, die mittlerweile in der Großpfarrei Heilige Edith Stein aufgegangen ist. Konkret unterstützten uns die kfd und der Kindergarten bei unseren Projekten. Wichtig ist uns der Austausch mit den anderen Eine Welt Gruppen der Gemeinden in Marl-Drewer, dem Burundi Kreis von St. Michael und dem Mexiko Kreis von St. Josef. Wir sind Mitträger des „Marler Weltzentrums“ und der Erlassjahr-Kampagne. 1999 gründete sich der Brasilienkreis als gemeinnütziger e.V. Um unser Anliegen, die Rechte der Kleingemachten in Brasilien zu stärken, auf eine breitere Basis zu stellen, suchen wir die Verbindung zu Gruppen und Kreisen mit denselben Zielen. Siehe unter Vernetzung.

Unter Freunden hilft man sich auch finanziell. So konnten wir mit Hilfe regelmäßiger Spender, durch Kollekten und Aktionen und nicht zuletzt mit Hilfe großzügiger Beiträge des Bistums Münster finanzielle Hilfen geben, die dann ohne Umwege unseren Freunden zu Gute kamen. Als Voraussetzung für diese Hilfen haben wir immer auch Eigenanteile unserer Partner eingefordert nach dem Motto: Wir sorgen für die Steine, die Mauern müsst Ihr dann selber hochbauen.

Abschließend zu unserem 25. Jubiläum ein Wort von Rogerio, der inzwischen verstorben ist:

„Wir haben gelernt, auf die Kleinen zu vertrauen. Wir haben gelernt, dass das Reich Gottes sich da meldet, wo die Verstummten zur Sprache kommen, wo die Gelähmten das Gehen wagen, wo die Solidarität über die Meere, Kulturen und Sprachgrenzen hinweg die verschiedensten Menschen einig macht und zum Mitgehen, Mitleiden, Mitsingen und Miteinanderfeiern bringt.“